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Teleskop imSonnenuntergangAm Freitag, den 17. April, ist die Sicht getrübt. Tief hängen die Wolken bis über dem Horizont; unter ihnen sind in der Ferne Regenschleier zu sehen. Aber auch hier fallen vereinzelt ein paar Tropfen zu Boden.

Und doch lässt sich von unbedeutenden Regenschauern kein hartgesottener Amateurastronom von seinem Hobby abbringen; wenn die Wetterprognose vielversprechend aussieht. Auch Burkhardt hat sich unerschrocken mit seinem Achtzöller angekündigt. Also – einfach die Wolkenfront ignorieren und den Wagen mit dem Astroequipment beladen.

Wind und Wolken

Als ich gegen 20:45 am Beobachtungspunkt in Kühsen eintreffe, erwartet mich bereits Burkardt. Auch der Himmel ist schon zur Hälfte klar; die Wolkenfront entfernt sich zusehends Richtung Süden. Das ist der Startschuss. Als wir nach einem geeigneten Platz für die Teleskope Ausschau halten, müssen wir jedoch feststellen, dass der Wind auffrischt und zwar gerade aus Norden, wo uns leider kein Knick einen Windschutz liefert. So entschließen wir uns dazu, einfach unsere Autos quer auf die Fahrbahn aufzustellen und direkt dahinter im Windschatten unsere Teleskope aufzubauen. Da wir uns am Ende einer Sackgasse befinden, müssen wir uns auch keine Sorgen um vorbeifahrende Autos machen. Der Windschutz ist für uns heute besonders wichtig, weil wir planen, Astrofotos zu schießen. Da kann man sich keine windigen Verwackler leisten; jede Belichtungsminute zählt.

Etwas fehlt…

Während wir nun unsere Ausrüstung aufstellen, fällt Burkhardt auf, dass er seine Gegengewichte vergessen hat und ich leider keine geeigneten dabeihabe. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, zurück nach Hause zu fahren, die vergessenen Stücke herbei zu schaffen und die Beobachtung in Kühsen mit etwas Verzögerung fortzusetzen. Wie sich noch herausstellen wird: Eine weise Entscheidung!

Derweil passe ich während seiner Abwesenheit auf seine Ausrüstung auf und beginne mit dem Einnorden und dem Kalibrieren meines Teleskops. Alles läuft nach Plan; auch der Himmel wird immer tiefenklarer! Nach einer dreiviertel Stunde ist Burkhard mit Gegengewichten zurück. Während meine ersten Probeaufnahmen laufen, nehme ich mir Burkhardts Photonen-Kollektor genauer unter die Lupe. Ein beeindruckender 8“ Newton Skywatcher auf einer robusten parallaktischen Celestronmontierung. Ein imposantes Teil. Nur die Einnordung zeigt sich etwas störrisch, da die Schrauben zur Azimutverstellung merkwürdig schwergängig sind.

Jetzt gilt’s!

Wir beide zusammen schaffen es aber dennoch, seinem Gerät eine akzeptable Nordausrichtung zu verpassen. So kann Burkhardt kurze Zeit später mit dem Kalibrieren beginnen. Zum Glück verwendet er fast genau die gleiche GoTo-Montierung wie ich, so dass wir auch das Kalibieren seines Gerätes zügig hinbekommen. Nebenbei springe ich immer mal wieder zu meinem Gerät zurück; um die Ausgaben meines PHD-Autoguiders zu prüfen. Ich habe die Strudelgalaxie(n) M51 im Fokus und es läuft alles wie am Schnürchen. Weder Wackler noch Aufschaukeln machen sich bemerkbar, obwohl das Objekt schon eine verdächtig zenitnahe Position erreicht hat und auch die ein oder andere Windböe über uns hinwegzischt.

Burkhardt, der gerade mit der Austrofotografie beginnt, arbeitet noch ohne Guiding; es ist hier aber auch nicht notwendig, da er nur maximal 30 Sekunden pro Frame belichten möchte. Das sollte bei einem einigermaßen eingenordeten Gerät kein Problem sein. Er hat sich zunächst den Herkuleshaufen M13 vorgenommen, der schon recht hoch am Osthimmel steht.

Nun liefen unsere Aufnahmen. Seine Kamera tackerte im 30-Sekunden-Takt, meine im 10-Minuten-Intervall. Ein Oh!- und Aaa! war von uns beiden zu vernehmen; Burkardts Canon zeigte einen wundervollen M13; meine Canon lieferte mir ebenso unverwackelte Bilder von M51. Meine neue Guiding-Strategie mit einem PHD-Update auf Version 2.2 und mit einer etwas unausbalancierten Montierung in Deklination hatte sich tatsächlich ausgezahlt! Selbst zenitnahe Langzeitbelichtungen waren nun offensichtlich kein Problem mehr.

Und der Himmel wurde immer klarer. Kurz nach Mitternacht entschlossen wir uns für ein weiteres Objekt. Die Leier mit Wega stand nun sehr hoch am Osthorizont. Burkhardt nahm nun den Ringnebel M57 ins Visier; ich trieb mich weiter im Großen Bären herum und schwenkte nun ein auf M82 und M81, die ich mit meiner Brennweite zusammen erfassen konnte. Auch dieses Mal gelangen unsere Aufnahmen. Burkhardt nahm vom Ringnebel etwa 30 Einzelframes a 30 Sekunden auf;  ich selbst konnte 8x 10-Minuten-Aufnahmen von dem Galaxienpärchen einfangen.

Hier  eine kurze Slideshow unserer Objekte. Dabei ist auch M63; eine Galaxie in den Jagdhunden; die ich bereits an den Vortagen aufnehmen konnte. M13 und M57 habe ich übergangsweise aus meinem Bildervorrat entnommen; sind aber denen von Burkhardt in Sachen Auflösung und Vergrößerung recht ähnlich.

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Ende gut, alles gut!

Gegen 02:15, als Tee, Kekse und Akkus zur Neige gingen, fertigten wir noch ein paar Darks und Flats an und packten dann zusammen. Als ich meinen Tubus ins Auto wuchtete, leuchtete es plötzlich seltsam am Himmel, und Burkhardt rief nur: Wow! Ich selbst sah nur das Nachleuchten des verglühenen Kopfes einer Sterschnuppe während Burkhardt die gesamte ästhetische Erscheinung mitbekam. Ein farbiger Schweif von Bärenhüter bis in den Schwan hinein, von bläulich-oranger Färbung.

Ein Abschluss-Highlight im wahrsten Sinne des Wortes!

 


1 Kommentar

Burkhardt Gerk · 20. April 2015 um 6:31

Hallo Frank,
ein schöner Bericht mit noch schöneren Bildern.
Es war für mich ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Solche sagenhaften Verhältnisse habe ich in meiner kurzen Hobbyzeit (etwas mehr als 1,5 Jahre) noch nicht erlebt. Ich danke Dir auch, dass Du mich als „bloody novice“ mit Deinen Erfahrungen unterstützt hast. Für mich sind meine Schwachpunkte klar heraus getreten: Das Auffinden von Objekten zur Einnordung und Kalibrierung der Montierung.
Ich werde noch die Sternkarten auswendig lernen müssen, um in so einer klaren Nacht die Orientierung zu finden.
Gruß Burkhardt

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