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Teleskop

Fast waagerecht ausgerichtetes Teleskop bei horizontnaher Himmelsbeobachtung

Jetzt – zwischen Juli und August – steht das Sternbild Schütze tief im Süden. Bewaffnet mit Teleskop und Fotoapparat sind nun viele Hobbyastronomen unterwegs, um diesem Sternbild seine fantastischen Objekte abzuringen. Doch viele dieser Objekte leiden unter ihrer nur geringen Höhe, die sie im Laufe der Nacht über dem Südhorizont erreichen. Eine Herausforderung für Astrofotografen und visuelle Sternenjäger.

Der Schütze ist das Sternbild, das in Richtung des galaktischen Zentrums weist. Es zeigt eine faszinierende Himmelsregion – dicht besetzt mit Kugelsternhaufen, Offenen Sernhaufen, Planetarischen und Galaktischen Nebeln. Doch die teils extreme Südlage hat ihre Tücken; denn von Norddeutschland aus sind auch einige Messier-Objekte des Schützen, etwa M6 oder M7 nur zur Kulmination für extrem kurze Zeit knapp an der Horizontlinie und ansonsten unter dem Südhorizont verborgen. Das südlichste, theoretisch fotografisch erfassbare Messier-Objekt für uns Stecknitz-Astronomen, Kugelsternhaufen M62, erhebt sich für kurze Zeit gerade noch über den Horizont.

Messier 20 und 21

Trifidnebel M20 (Deklination -23°) und der Offene Sternhaufen M21 (Deklination -22.5°)

Negative Deklination

Bei vielen astronomischen Beobachtungplätzen ist die südliche Horizontsicht verbaut oder zugewachsen, so dass viele interessante Objekte im Sternbild des Schützen erst gar nicht in die Reichweite der Teleskope der Amateurastronomen kommen. Doch auch wenn der Südhorizont z.B. von eine Anhöhe aus einsehbar ist, gibt es jede Menge Probleme: Denn je negativer der Deklinationswert eines Objektes ist, desto näher steht es ist es in unseren Breiten am Südhorizont oder es ist bereits ständig unter der Horizontline verborgen. Für unsere Breiten (53° nord) sind Sterne sichtbar, deren Deklinationswert 53° – 90° = -37° nicht negativ unterschreitet. Dementsprechend wären theoretisch Sterne mit einer Deklination von -37° gerade noch am Südhorizont zu Mitternacht sichtbar. Doch das ist leider nur ein theoretischer Wert; denn mit zunehmender Horizontnähe nimmt der Dunst der Atmosphäre stark zu und die Luftschicht, die das Sternenlicht durchqueren muss, wird immer länger. Turbulenzen in der Atmosphäre führen dazu, dass die Sichtbarkeitsbedingungen zeitlich und räumlich sehr schnell und stark schwanken; die Schwankungen werden um so ausgeprägter, je dichter sich das Objekt an der Horizontlinie befindet bzw. der Deklinationsmauer (bei uns -37°) nähert.

Kugelsternhaufen M22

Messier 22: Der König der Kugelsternhaufen der nördlichen Hemisphäre (Deklination -24°)

Guiding und Langzeitbelichtungen

Die horizontnahe Lage der Milchstraßenobjekte des Schützen führt u.a. dazu, dass auch viele mittelhelle Sterne, die sich als Leitsterne für das Guiding verwenden ließen, verblassen oder in ihrer Helligkeit stark variieren. Während bei klarem Himmel in hoher Himmelsposition konstante Guidingverhältnisse herrschen, kann die Sicht in Horizontnähe minütlich umschlagen. Allerdings kann man nicht einfach warten, bis das Objekt eine höhere Position einnimmt, denn mit stark negativer Deklination wird es nie eine hohe Kulminationshöhe erreichen. Außerdem muss man sich sputen, den je ’negativer‘ die Deklination ist, desto kleiner werden die Bögen, die das Objekt sichtbar über dem Südhorizont schlägt. Stundenlange Belichtungen sind also nicht möglich. Auch deswegen nicht, weil der Horizontdunst zu einer unerwünschten Aufhellung des Hintergrundes bei Langzeitbelichtungen führt und die Kontraste verschwimmen lässt.

Nutze die kurze Zeit…

Man sollte daher die zur Verfügung stehende Zeit gut nutzen, um die südlichsten Objekte unseres beobachtbaren Sternenhimmels einzufangen. Die Zeit mit Guidingkalibrierung und Langzeitbelichtung zu verschwenden ist hier reine Glückssache. Man sollte daher auf lange guidinggeführten Belichtungszeiten verzichten und stattdessen mit einer möglichst präzise eingenordeten Montierung ohne Guiding arbeiten; auch hier lassen sich Belichtungszeiten von 1-3 Minuten erreichen. Es gilt, mit kürzerer Belichtungszeit möglichst viele Bilder zu erzeugen. Die während der schwankenden Dunstverhältnisse am Südhorizont geschossenen schlechtesten Einzelbilder lassen sich bei kürzeren Belichtungszeiten sehr viel besser aussortieren und nur die Besten für das Stacking verwenden.

So wird man am Ende doch noch belohnt von den fotografisch flüchtigen Objekten aus der Nähe des galaktischen Zentrums unserer Milchstraße.