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Am 6. Kurstag standen endlich mal wieder Teleskope auf dem Speiseplan. Und zwar ganz besondere Spezialitäten: Kompakte, dioptrische Optiken, die man auch schon für kleines Geld bekommen kann. Aber halten insbesondere die dioptrischen Einsteigersysteme das, was sie versprechen?

Am 6. Kurstag hatten wir zwei Einstegerteleskope dabei. Eines hatte Sabine mitgebracht. Es war ein kleiner Refraktor mit 80mm Öffnung. Ein schickes, kompaktes Gerät.
Das andere Teleskop sah aus wie ein Newton-Spiegelteleskop. Am hinteren Ende war innen der Hauptspiegel (ein Hohlspiegel) angebracht am oberen Ende des offenen Gerätes der Fangspiegel und seitlich der Okularauszug. Ein normaler Newton also. Könnte man meinen…

Was uns jedoch stutzig werden ließ, waren die Angaben auf dem Typenschild: 15cm Öffnung und 1400mm Brennweite. Doch die Länge des Tubus maß nur knappe 800mm. Es fehlte also noch mehr als einen halben Meter Strecke…

Die Brennweite dieses Newtons wurde offenbar künstlich verlängert. Aber womit?
Nachdem wir das Teleskop gründlich untersucht hatten, fiel uns auf, das versteckt im Okularauszug eine Barlow-Linse fest montiert war. Doch was war ihre eigentliche Aufgabe? Denn eine Brennweitenverlängerung führt zu höherem Vergrößerungsvermögen der Optik und damit zu einem kleineren und dunkleren Gesichtsfeld. Ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, bei höherer Vergrößerung (manuell) nachführen zu können.

Um es aufzulösen: Die Aufgabe der Barlow-Linse im Okularauszug besteht im Grunde darin, die sog. sphärische Aberration des sphärischen Hauptspiegels auszugleichen; denn sphärische Hohlspiegel sind sehr viel günstiger zu fertigen als parabolisch geformte. Die sphärische Aberration ist ein Fehler, der dafür sorgt, dass ausschließlich Lichtstrahlen, die auf den Zentralbereich des Spiegels fallen, in einem Brennpunkt gebündelt werden. Die äußeren Randstrahlen jedoch nicht – was dazu führt, das nur die Bildmitte scharf abgebildet werden kann und nicht die äußeren Bereiche. Ein parabolisch geformter Spiegel besitzt diesen Fehler nicht.
Um dieses Problem kostengünstig zu umgehen, wird eine Barlow-Korrekturlinse im Okularauszug verbaut, die dieses Problem beseitigen soll. Ein Nebeneffekt ist allerdings die Vergrößerung der Brennweite.

Doch es gibt noch einen weiteren unguten Nebeneffekt: Durch die Hinzunahme einer Glaslinse in den Strahlengang der Optik tritt ein weiterer typischen Linsenfehler auf: Die chromatische Aberration , die dazu führt, dass bei einfachen, kostengünstigen Linsen der Brennpunkt verwischt – aber diesmal farblich – denn aufgrund der Dispersion werden die verschiedenen Farben des Lichts in verschiedenen Brennweiten gebündelt. Ganz ähnlich wie bei einem Prisma, wo dieses Verhalten ja ausdrücklich erwünscht ist. Das Ergebnis sind unschöne Farbsäume bei hellen Objekten.

Optiken, die sowohl aus Linsen- als auch aus Spiegelelementen bestehen, werden dioptrische Systeme genannt. Im Einsteigersegment ist dringend aufgrund der o.g. Abbildungsfehler davon abzuraten.

Schmidt-Newton

Doch es gibt, speziell für den Newton, der normalerweise ein reines Spiegelsystem ist, im höherpreisigen Sektor tatsächlich dioptrische Erweiterungen; hierzu zählen der Schmidt- und der Maksutov-Newton. Hier befindet sich die Korrekturlinse nicht im Okularauszug, sondern sitzt staubdicht auf der Teleskopöffnung (Schmidtplatte oder Meniskuslinse); der Fangspiegel ist dann innen auf ebendiesem aufgedampft. Derartige Systeme korrigieren sehr effektiv die optischen Fehler der sphärischen und chromatischen Aberration und sind sogar für den astrofotografischen Einsatz geeignet.

Das kleine Linsenteleskop, das Sabine präsentierte, war eine reine Linsenoptik. Hier tritt höchstens der Fehler der chromatischen Aberration auf, den man aber in der unteren Preisklasse verschmerzen kann. Punkt für Sabine!