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VHS-Gruppe 2014-IAm dritten Kurstag ging es um die Frage, wie wohl ein möglichst einfacher praktischer Einstieg in die Astrofotografie aussehen könnte – auch ganz ohne Fernrohr – nur mit Fotoapparat und etwas Zubehör?

Die Antwort darauf: Kein Problem! Denn für die ersten astrofotografischen Erfahrungen ist teures Fernrohr-Equipment gar nicht notwendig. Stattdessen benötigt man:

  • Eine Digitalkamera (besser noch eine Spiegelreflexkamera)
  • Ein Stativ
  • Einen Fernauslöser (zur Not geht auch der eingebaute Selbstauslöser mit Zeitverzögerung)

Mit Hilfe dieses einfachen Equipments ist der angehende Astrofotograf bereits in der Lage, eindrucksvolle Sternfeldabbildungen und sog. Startrails zu erstellen. Es kommt nur auf die Einstellung der Kamera und die Aufnahmetechnik an, die nun kurz erklärt werden soll:

Sternfeldaufnahmen

Sternfeldaufnahmen sind Aufnahmen von Sternbildern oder sonstigen größeren zusammenhängenden Himmelsgebieten bei einer kleinen Brennweite (etwa 18 – 70 mm). Die Kamera sollte dabei auf die höchste Bildauflösung gestellt werden; auch der ISO-Wert sollte mindestens bei 800 stehen. Falls möglich, darf die Kamera gerne RAW-Bilder erzeugen (das sind relativ große Bilddateien im Rohformat der Kamera). JPEGs gehen natürlich auch; sind jedoch etwas ‚gröber‘ in der Endauflösung aber dafür kompakter. Da wir mit möglichst langen Belichtungszeiten experimentieren wollen, ist an der Kamera der Modus ‚Brennweitenautomatik‘ oder Tv-Programm einzustellen. Falls nicht vorhanden, sollte man mal nach ‚Feuerwerk‘ oder etwas ähnlich klingendem suchen. Hilfreich ist immer ein Blick in die Bedienungsanleitung!

Mühsames Fokussieren
Nachdem die Brennweite auf dem Objektiv eingestellt ist, gilt es, das Himmelsareal möglichst exakt zu fokussieren. Das Fokussieren muss jedoch manuell geschehen, da der eingebaute Autofokus zu unpräzise arbeitet. Also muss in der Kamera zunächst der Autofokus abgestellt werden; ebenso die automatische Bildstabilisierung, falls vorhanden. Ansonsten kann es passieren, dass die Sterne auf dem Foto als verwaschene Scheibchen erscheinen oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr sichtbar sind. Zum manuellen Fokussieren eignet sich bei vielen Kameras der sog. Live-View auf dem Rückseitendisplay: Man sucht sich zunächst einen hellen Stern in der Nähe des Zielareales und ändert dabei so lange den Fokus, bis der Stern minimal klein dargestellt wird. Falls irgend möglich, sollte danach die digitale Vergrößerungsfunktion des Live-Views angewendet werden, um eine weitere Verbesserung des Fokus zu erreichen. Das ist gar nicht so einfach, weil das Verwackeln mit der Vergrößerung am Display ebenfalls stark zunimmt!

Sternbild Schwan

Umgebung v. Deneb und Sadr im Sternbild Schwan, 70 mm Brennweite

Und Schuss!
Hat man nun den Fokus endlich (mühsam) eingestellt, kann man darangehen, ein Sternbild zu fotografieren. Dabei gilt: Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Sterne (und andere, für das menschliche Auge unsichtbare astronomische Objekte) werden sichtbar! Leider ist das jedoch in der Astrofotografie wie im richtigen Leben: Man kann nicht alles haben. Denn die Sterne bewegen sich ja aufgrund der Erdrotation – von Ost nach West. Belichten wir daher zu lange, so werden wir keine punktförmigen Sterne mehr auf unseren Fotos sehen, sondern nur langgezogene Stiche! Diese Striche werden jedoch mit abnehmender Belichtungszeit oder mit kleinerer Brennweite kleiner. Man sollte also ein wenig mit Belichtungszeit und Brennweite bei einigen Probebaufnahmen experimentieren. Ich selbst empfehle bei 18mm Brennweite höchstens 30 Sekunden Belichtungszeit, bei höherer Brennweite entsprechend kürzer belichten. Aber keine Sorge: Selbst bei 5-8 Sekunden Belichtungszeit gelingen eindrucksvolle Aufnahmen von Sternbildern; ggf. sogar mit Vordergrundobjekten wie Bäumen oder Gebäuden. Übrigens: Sterne in der Nähe zum Himmelpol weisen nur eine geringe Flucht auf, da sie sich im Vergleich zur Sternen am Himmelsäquator infolge der Erdrotation nur relativ wenig bewegen; das Extrembeispiel ist der Nordstern: Er legt die geringste Laufstrecke um den Himmelspol zurück.

Startrails

Startrails sind Aufnahmen von Sternspuren, die bei längeren Belichtungszeiten auftreten. Dies ist meistens bei Sternfeldaufnahmen nicht gewünscht; jedoch lassen sich mit Startrails sehr gut die Rotation des Sternenhimmels um den Himmelspol dokumentieren. Doch bis ein längerer Bogen eines Sterns entstanden ist, können durchaus mehrere Stunden vergehen. Wer jedoch mehrere Stunden belichtet, wird aufgrund der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung ein weißes Bild erhalten. Doch mit Hilfe der Digitalkamera lässt sich dieses Problem umgehen: Man fertigt einfach eine Vielzahl von Bildern kürzerer Belichtungszeit an, von denen jedes einzelne nur kleine Lichtspuren der Sterne enthält. Hierzu muss die Kamera in die Lage versetzt werden, automatisch eine Vielzahl von Bildern mit vorgegebener Belichtungszeit zu erstellen.

Vorbereitungen
Zunächst ist die Kamera dazu zu bringen, möglichst schnell hintereinander Bilder zu schießen; ohne lange Verarbeitungszeit. Um dies zu erreichen, ist zunächst die Erzeugung von RAW-Bildern auszuschalten; stattdessen ist ein kompaktes Format; z.B. JPEG zu verwenden. Gleichzeitig wird Speicherplatz auf der Flashkarte gespart. Desweiteren ist die Rauschunterdrückung auszustellen. Sinnvoll ist es auch, den Himmelspol – also den Nordstern – mit auf dem Bild zu haben, da man dann wohlgeformte Kreisbögen um Polaris erkennen wird.

Um mit der Kamera automatisiert Bilder zu schießen, kann man einen programmierbaren Fernauslöser verwenden (Kostenpunkt etwa 50 €) oder mit Hilfe eines PCs und der mitgelieferten Kamerasoftware via USB-Schnittstelle das Auslösen der Kamera steuern. Der Fernauslöser bzw. die PC-Software sollte so eingestellt sein, dass die Kamera etwa 90 Bilder mit Belichtungszeiten von mindestens einer Minute erzeugt. Und dann geht’s los!

Darks
Nachdem die Bilder geschossen wurden, kann man noch Bilder für den Dunkelbildabgleich der Kamera erstellen; sog. Darks. Hierzu ist das Objektiv der Kamera zu verdunkeln und eine weitere Serie von Bildern bei gleicher Belichtungszeit und Umgebungstemperatur zu schießen; es genügen etwa ein dutzend Bilder. Diese Bilder sollten bis auf die Farbe schwarz fast nichts mehr darstellen!

Startrails.de

Ist auch das erledigt, kommt nun der PC zum Einsatz. Denn das Ziel ist es nun, die Bilder ‚digital‘ so übereinander zu legen, dass aus den vielen kleinen Strichspuren jeweis eine lange große für jeden Stern herauskommt. Die Software, die das leisten kann ist z.B. ‚Startrails‘ und kann von der Webseite ‚www.startrails.de‚ kostenlos heruntergeladen und verwendet werden. Die Bedienung der Software ist fast selbsterklärend; daher möchte ich nicht näher hierauf eingehen (ich habe das ja im Kurs gezeigt).

Das Ergebins meiner Bemühungen ist nun unten dargestellt.

Startrails

Startrails – um den Nordstern herum bei 18mm Brennweite

Heisser Tipp zum Schluss:
Wer trotz aller Anstrengungen keine Bilder schießen konnte, sollte mal die Flashkarte überprüfen. Es sollte noch genügend Platz vorhanden sein!

 

 

Und nun viel Erfolg bei den ersten astrofotografischen Gehversuchen…

 


1 Kommentar

Kruse, Ulrich · 2. Oktober 2016 um 9:21

Hallo Frank, war ein klasse Vortrag. Habe viel gelernt. Nun noch es in der Praxis umsetzen. Habe mir Notizen gemacht wegen der Einstellung bei meiner Kamera. Habe da noch leichte Schwierigkeiten, wo ich was einstelle.
Da für mache ich ja den Kurs.
Klasse das alles noch mal schriftlich zu lesen ist und habe es mir ausgedruckt.
Schönes Wochenende und Feiertag.
Bis Mittwoch
Liebe Grüsse Ulrich

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