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Messier 57
M57 – Ringnebel

Alle Welt des Nordens genießt die langen Tage und kurzen Nächte des Sommers. Doch Hobbyastronomen, insbesondere Astrofotografen, haben eine Durstrecke zu überstehen. Auch das Ausweichen in südlich gelegene Urlaubsgebiete ist zu Coronazeiten wegen den Reisebeschränkungen schwierig geworden. Doch man kann beides miteinander verbinden: sommerliche Helligkeit und Astronomie. Lest hier, welche Astroprojekte lohnenswert sind.

Zunächst einmal die bittere Erkenntnis: Es ist zu hell. Langzeit- Deepskybelichtungen sind zur Sommerszeit eher ungünstig. Die Dunkelphasen für Langzeitbelichtungen sind wiederum zu kurz. Gelangt zuviel Hintergrundlicht in die Aufnahme, verschlechtert sich das Signal-Rauschverhältnis rapide. Dies gilt insbesondere für galaktische Dunkel- und Reflexionsnebel mit diffusen Strukturen – sie gehen einfach im Rauschen unter.

Nur wenige Deepsky-Objekte lohnen sich

Nicht ganz so betroffen sind einige planetarische Nebel mit hellem inneren Kern, etwa der Ringnebel M57 im Sternbild Leier oder der Schildkrötennebel im Herkules. Allerdings werden auch hier schwächere Nebelausläufer leicht Opfer des Rauschens im aufgehellten Nachthimmel.

Grundsätzlich sind alle Objekte, die ein hohes S/N-Verhältnis aufweisen, sinnvolle astronomische Ausflugsziele. Es bieten sich unter diesem Gesichtpunkt folgende Möglichkeiten an:

  • Doppelsterne (z.B.: Albireo, Antares, Izar, Mizar, Porrima)
  • Sommermilchstraße (dunkle Südrichtung und mondlose Nacht erforderlich – empfehlenswert frühestens erst ab zweiter Julihälfte)
  • Helle planetarische Nebel (Ringnebel, Schildkrötennebel, Hantelnebel, Jupiters Geist, Saturnnebel)
  • Planeten (hier z.Z. Jupiter, Saturn und Mars in der 2. Nachthälfte)
  • Der Mond; insbesondere die Terminatorgrenze. Hier kann mann wunderbar mit verschiedenen Vergrößerungen experimentieren!

Atmosphärisches

Desweiteren gibt es in den nörlichen Breiten atmosphärische Erscheinungen zu bewundern, die im Norden nur im Sommer zwischen Juni und August erscheinen: Die sog. Leuchtenden Nachtwolken (NLCs). Die silbrig glänzenden, seltsam strukturierten Wolken sind nur am Nordhorizont zu erkennen, wenn die knapp unter dem Nordhorizont verborgene Sonne bis in hohe Atmosphärenschichten hineinstrahlt und dort vorhandene Staub- und Eiswolken beleuchtet. NLCs sind tatsächlich keine Wetterwolken; im Gegensatz zu normalen Wolken befinden sich NLCs in der Mesosphäre in ca. 80-100 km Höhe, während Wetterwolken in der Troposphäre bis in Höhen von max. 10 km hinaufreichen.

Leuchtende Nachtwolken
Leuchtende Nachtwolken (NLCs, oben) mit abgeschatteten, dunkleren Wetterwolken (unten)

Auch das normale Wetter schlägt im Sommer bisweilen heftige Kapriolen: Wenn ein Unwetter aufzieht, bietet sich für den unerschrockenen Astrofotografen ein alternatives Betätigungsfeld: Gewitterblitze! Mit etwas Glück und Geduld gelingen tatsächlich interessate Bilder.

Gewitterblitze - 4
Gewitterblitz

Besondere Astroprojekte

Aber auch ganz andere Astroprojekte kann man zu Mittsommer realisieren. Hierzu zählen z.B. Bauvorhaben für die eigene Gartensternwarte oder ein befestigter Beobachtungsplatz im Garten.

Betonieren
Der Sternwartenchef höchstselbst beim Betonieren

Für Neuanschaffungen oder Beobachtungstechniken, die eine praktische Einarbeitung erfordern, ist eine gewisse Hintergrundhelligkeit durchaus förderlich. Wenn es im Winter zu dunkel (und zu kalt!) ist, ist es bekanntlich schwieriger, sich in der Bedienung von neu erworbenem Instrumentarium (z.B. Software, Klemmen, Okulare, (Astro-)Kameras, Messgeräte usw.) einzuarbeiten und Routine aufzubauen.

Aber auch die schlimmste Durststrecke hat eine Ende. Spätestens Ende August beginnen wieder die wirklich dunklen Nächte! Bis dahin wünsche ich Euch viel Spaß mit Euren sommerlichen Astroprojekten.

Habt Ihr Ideen für weitere sommerliche Astroprojekte? Dann hinterlasst einfach einen Kommentar!